Luftdichtigkeit von Wohngebäuden

 

Luftdichtigkeit und Wohnungslüftung

Die nachfolgenden Inhalte sind der Broschüre "Joachim Zeller und Karl Biasin: Luftdichtigkeit von Wohngebäuden", VWEW-Energieverlag, Frankfurt 2002 entnommen und werden mit Zustimmung des Verlags dargestellt.

Lüftung durch Undichtigkeiten?

Immer wieder wird gefragt, ob nicht eine gewisse Undichtigkeit wünschenswert wäre, um eine ausreichende Lüftung des Hauses zu gewährleisten. Leider ist das nicht korrekt: Um bei windstillem Wetter im Frühjahr und Herbst einen ausreichenden Luftwechsel durch Undichtigkeiten zu ermöglichen, müsste ein Gebäude so viele und so große Lecks aufweisen, dass die Bewohner an kalten Wintertagen oder bei Wind starke Zugerscheinungen zu ertragen hätten.
Abgesehen von sehr undichten Häusern ist es also unerlässlich, durch geeigneten Umgang mit den Fenstern oder durch mechanische Lüftungseinrichtungen für den hygienisch notwendigen Luftaustausch zu sorgen. Bei Fensterlüftung ist die regelmäßige, kurzzeitige Stoßlüftung am besten geeignet.
Der Nachteil der regelmäßigen Stoßlüftung besteht darin, daß diese die Anwesenheit eines tätigen Nutzers voraussetzt - zumindest während der Schlafenszeit findet keine Stoßlüftung statt. Hier sind mechanische Lüftungsanlagen von Vorteil: Sie können den kontinuierlichen Luftaustausch entsprechend den momentanen Nutzungsbedingungen sicherstellen.

Die Belüftung eines Wohnhauses über Undichtigkeiten kommt nicht in Frage, da

  • der gesamte anfallende Wasserdampf über Lecks auszutragen wäre und dadurch die Gefahr der Bauteildurchnässung durch Tauwasserausfall entstünde.
  • sich an windstillen Tagen eine unzureichende Belüftung und demnach eine Einschränkung des Wohnkomforts ergäbe.
  • an windreichen oder kalten Tagen starke Zugerscheinungen und somit wiederum Einschränkungen des Wohnkomforts zu erwarten wären
  • ein erheblich erhöhter Heizwärmeverbrauch entstünde und eine Heizanlage mit größerer Heizleistung erforderlich würde.

Mechanische Lüftung mittels Abluftanlage

Luftdicht lueftung

Bei der Abluftanlage wird durch einen Ventilator Luft aus den Räumen entnommen, in denen besonders viel Feuchtigkeit und Gerüche freigesetzt werden: Bad, WC und Küche (Ablufträume). Dies führt zu einem leichten Unterdruck im Gebäude bzw. der Wohnung. Frische Außenluft strömt durch sogenannte Außenluftdurchlässe in Wohn- und Schlafräume nach. Allerdings strömt sie auch durch Lecks in der Gebäudehülle in die Wohnung.
Eine luftdichte Gebäudehülle sorgt in Häusern mit Abluftanlage dafür, daß die Außenluft tatsächlich durch die Außenluftdurchlässe strömt. Bestehen Undichtigkeiten im Bereich der Ablufträume oder dem Flur, dann vermindert die hier eindringende Außenluft die Belüftung von Schlaf-und Wohnzimmern.
Gibt es insgesamt viele Undichtigkeiten im Gebäude, dann wird der von der Abluftanlage verursachte Unterdruck sehr klein. Ist er kleiner als die wetterbedingten Stördrücke durch Wind und Thermik, werden nicht alle Zulufträume (Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer) wunschgemäß belüftet.

Mechanische Lüftung mittels Zuluft-Abluft-Anlage

Luftdicht lueftung

Bei diesen Anlagen wird Zu- und Abluft mittels zweier Ventilatoren transportiert. Für die Rückgewinnung von Wärme aus Abluft werden Plattenwärmetauscher und Wärmepumpen eingesetzt.
Bei der Abluftanlage ist die Dichtheit der Gebäudehülle vor allem im Hinblick auf die Belüftung der Zulufträume wichtig. Dagegen ist Dichtheit bei der Zuluft-Abluft-Anlage mit Wärmerückgewinnung aus energetischen Gründen notwendig: Luft, die durch Lecks strömt, kann nicht zur Wärmerück- gewinnung genutzt werden.
Die Wärmerückgewinnung kann nur dann einen wirksamen Beitrag zur Verminderung der Belüftungswärmeverluste leisten, wenn der weitaus größte Teil des Luftwechsels über die Lüftungsanlage und nicht über Undichtigkeiten der Gebäudehülle stattfindet. Deshalb muß das Gebäude besonders dicht sein.