Luftdichtigkeit von Wohngebäuden

 

Messung der Luftdurchlässigkeit

Die nachfolgenden Inhalte sind der Broschüre "Joachim Zeller und Karl Biasin: Luftdichtigkeit von Wohngebäuden", VWEW-Energieverlag, Frankfurt 2002 entnommen und werden mit Zustimmung des Verlags dargestellt.

Messprinzip

Für die Messung der Luftdurchlässigkeit einer Wohnung oder eines Gebäudes wird ein Ventilator (Blower-Door) luftdicht in die Öffnung einer Eingangs- oder Balkontür eingebaut. Bei Ventilatorbetrieb und geschlossenen Fenstern und Türen kann im Gebäude eine Druckdifferenz (Unter- oder Überdruck zur Außenluft erzeugt werden. Die Höhe der Druckdifferenz (ca. 10 bis 60 Pascal) ist über die Ventilatordrehzahl einstellbar. Der bei eingestellten Druckdifferenz geförderte Luftstrom wird als Volumenstrom der Luftduchlässigkeit bezeichnet.

Luftdicht messung

Abb.links: Bei geschlossenen Fenstern und Türen wird die Drehzahl des Ventilators so erhöht, bis sich eine Gebäudedruckdifferenz von beispielsweise 50 Pa einstellt
Abb. rechts: „Blower-Door-Gerät" zur Messung der Luftdurchlässigkeit

Lecksuche

Bei einem Unterdruck von 50 Pascal (Pa) im Gebäude werden leckverdächtige Stellen, also Fugen, Anschlüsse und Durchdringungen, mit einem Luftgeschwindigkeitsmeßgerät (Thermoanemometer) abgesucht. Lecks, bei denen Luftgeschwindigkeiten von 2 m/s und mehr auftreten, sollten unbedingt abgedichtet werden. Entsprechendes gilt für Lecks mit großer Querschnittsfläche. Sofern es draußen nicht warm und feucht ist, wird in der Praxis oft zunächst mit den Fingern geprüft, ob Zugerscheinungen zu spüren sind. Bei kaltem Wetter und beheiztem Gebäude kann auch eine Thermografiekamera zur Lecksuche eingesetzt werden. Thermografische Aufnahmen lassen den Ort des Lecklufteintritts und den Bereich erkennen, in dem sich Kaltluft ausbreitet. Durch Rauch läßt sich eindringende Leckluft ebenfalls sichtbar machen. Aus der Geschwindigkeit und Größe des sichtbar gemachten Leckluftstrahls ist ablesbar, ob ein größeres oder kleineres Leck vorliegt.

Wieviel sind 50 Pa?

50 Pa ist eine sehr kleine Druckdifferenz, nämlich die Druckdifferenz, die eine Wassersäule von 5 mm Höhe verursacht. Wird im Gebäude ein Unterdruck von 50 Pa erzeugt, dann ist der Druck in den Räumen nur um ein fünftausendstel kleiner als der außen. Die gleiche Druckänderung stellt sich ein, wenn man zwei Stockwerke nach oben steigt.
Verglichen mit den vom Wetter verursachten Druckunterschieden an der Gebäudehülle sind 50 Pa allerdings viel: 50 Pa beträgt der Staudruck in der Mitte einer Wand, die vom Wind mit einer Geschwindigkeit von
9 m/s senkrecht angeströmt wird. Das entspricht immerhin Windstärke 5.

Geeigneter Messzeitpunkt bei Neubau

Die Messung sollte zu einem Zeitpunkt durchgeführt werden, zu dem die Luftdichtungsebene noch zugänglich ist. Das heißt, daß z.B. die Innenschale im Dachbereich noch nicht angebracht sein sollte. Oft müssen bei diesem Bauzustand Teile der Luftdichtungsebene, wie Öffnungen für Rohrdurchführungen u.a., provisorisch abgedichtet werden. Messungen bei diesem Bauzustand haben den Vorteil, daß Mängel der Dichtschicht leicht erkannt und mit vertretbarem Aufwand behoben werden können. Ggf. sollte nach Abschluß der Ausbauarbeiten eine zweite Messung ohne ausführliche Lecksuche durchgeführt werden.
Messungen zum Nachweis der Dichtheit, z.B. im Rahmen von Förderprogrammen, müssen nach vollständiger Fertigstellung der luftdichten Schicht eines Gebäudes bzw. einer Wohnung erfolgen. Die Innenverkleidung ist dann meist schon angebracht.

Dauer einer Messung

Die Dauer einer Messung hängt stark davon ab, in welchem Umfang provisorische Abdichtungen vorgenommen werden müssen und inwieweit die einzelnen Leckageorte ermittelt und dokumentiert werden sollen. Der minimale Zeitaufwand für eine Messung ohne Gebäudepräparation und ohne ausführliche Lecksuche liegt bei etwa 2 Stunden. Inclusive Lecksuche sollte für ein Einfamilienhaus etwa ein halber Tag einkalkuliert werden.