Luftdichtigkeit von Wohngebäuden

 

Typische Leckagen

 

Typische Leckagen in der Fläche

Decke im ausgebauten Dachgeschoß

Luftdicht leck

Die nachfolgenden Inhalte sind der Broschüre "Joachim Zeller und Karl Biasin: Luftdichtigkeit von Wohngebäuden", VWEW-Energieverlag, Frankfurt 2002 entnommen und werden mit Zustimmung des Verlags dargestellt.

Die Wand eines ausgebauten Dachgeschosses zeigt am Deckenanschluss Schmutzfahnen, die Undichtigkeiten vermuten lassen. Die Thermografie, bei eingebauter Blower Door und Unterdruckbetrieb aufgenommen, bestätigt dies: Alle Fugen und Ritzen in der Nut-Feder-Schalung und insbesondere die Fuge am Wandanschluss werden von Luft durchströmt. Ursache ist die fehlende Luftdichtungsebene. Zwischen die Sparren war alukaschierter Mineral-faserdämmstoff eingebracht und die Alukaschierung an die Sparren getackert worden. Durch Tackern ist jedoch keine luftdichte Verbindung zwischen den Alu-Bahnen zu erreichen. 

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Thermografiebilder zur Leckagedokumentation werden im Winter im Gebäudeinneren aufgenommen, während mit der Blower Door ein Unterdruck erzeugt wird. Kalte Außenluft, die eine Leckage der Gebäudehülle durchströmt, kühlt das Bauteil in der Umgebung der Leckage aus. Abnehmende Temperatur zeigt die Thermografie durch verstärkte Blaufärbung an.Jede Farbe im Bild entspricht der Temperatur, die auf der Farbskala in Grad Celsius angegeben ist.

Anschluss einer Holzbalkendecke an eine gemauerte Wand

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Der Schnitt zeigt eine Holzbalkendecke, wobei die Balken parallel zur Zeichenebene verlaufen. Der Innenputz, der im Massivbau üblicherweise die Luftdichtschicht bildet, ist in den Balkenfeldern unterbrochen. Fehlstellen in den Mörtelfugen des Mauerwerks führen zu einem Leckluftstrom in waagerechter Richtung. Dieser Leckluftstrom kann bei Steinen mit Lochung (z.B. Hochlochziegel oder Kalksandstein mit Grifftaschen) durch einen vertikalen Luftzustrom verstärkt werden. Außenluft, die in die Balkenfelder einströmt, tritt durch Spalte in der Deckenverkleidung und entlang der Estrichdämmstreifen in die beheizten Räume ein.Gleichartige Fehler sind bei abgehängten Decken sowie bei Holzbalkendecken im Holzleichtbau ebenfalls häufig festzustellen.

Sanitär- oder Lüftungsinstallationen vor einer gemauerten Außenwand

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Da es in der Praxis nicht gelingt, die Vielzahl der Durchdringungen der vorgesetzten Mauerschale luftdicht auszuführen, muss die massive Außenwand vor dem Einbringen der Installationen vorgeputzt werden.

Anschluß einer Leichtbauinnenwand an die oberste Geschoß- decke oder die Außenwand

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Häufig wird auch an Einbauten in Leichtbauinnenwände ein Leckluftstrom festgestellt: Der Anschlussbereich der Innenwand an die oberste Geschoßdecke ist dann nicht luftdicht ausgeführt - Wohnraum und Außenatmosphäre tauschen über Innenwand und Geschoßdecke einen Leckluftstrom aus. Derartige Fehler treten auch im Anschlussbereich von Leichtbau-innenwänden an die Leichtbauaußenwand oder eine massiv gemauerte Außenwand auf. In allen diesen Fällen muss die Luftdichtheitsschicht des Außenbauteils über die Stirnfläche der Innenwand fortgeführt werden. Beispielsweise ist eine gemauerte Außenwand vorzuputzen, bevor eine Leichtbauinnenwand eingebaut wird.

Geschoßtreppe über der Kellertreppe

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Befindet sich die Kellertür im Erdgeschoß, dann liegt die Kellertreppe außerhalb der luftdichten Hülle des Wohnungsbereichs. Die Treppe zum Obergeschoß über der Kellertreppe und die Kellertür sind dann luftdicht auszuführen.

 

Typische Leckagen an Anschlüssen

Hauptleckage in Massivbauten mit ausgebautem Dachgeschoß

Für alle Anschlüsse zwischen den Luftdichtheitsschichten verschiedener Bauteile muss während der Planung festgelegt werden, auf welche Weise eine dauerhaft dichte Verbindung herzustellen ist. Die Lösung der Anschlussprobleme darf nicht auf die Ausführungsphase verschoben werden. Der Planer muss die als Luftdichtung fungierenden Bauteilschichten benennen, die Ausführung der Anschlüsse skizzenhaft darstellen sowie die erforderlichen Arbeitsgänge und Materialien im Leistungsverzeichnis aufführen.
Nach schweizerischen Untersuchungen ist die Hauptleckage in Massivbauten mit ausgebautem Dachgeschoß der Anschluss zwischen Leicht- und Massivbauteilen. Um diese Leckagen zu vermeiden, muss die Luftdichtung der Dachfläche an den Innenputz von Giebelwänden und Kniestock oder an den Betonringanker oder die Betonbodenplatte angeschlossen werden.

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Anschluss einer PE-Folie an ein massives Bauteil

Der luftdichte Anschluss zwischen einer PE-Folie und dem Innenputz oder einem Ortbetonbauteil kann beispielsweise mit einem vorkomprimierten Dichtband und Anpresslatte erfolgen. Dabei müssen allerdings die Verarbeitungshinweise des Herstellers beachtet werden. Auf dem Foto ist das Dichtband so weit aufgegangen, daß Luft durch die Poren des Dichtbandes strömen kann. Der Folienanschluss an Putz kann durch das Einputzen der Folie hergestellt werden; die Folie muss zuvor mit einem Putzträger beispielsweise aus Streckmetall am Mauerwerk fixiert werden.

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Anschluss zwischen PE-Folien

Das alleinige Tackern der Folienüberlappungen ist bei weitem nicht ausreichend. Ein luftdichter Anschluss zwischen PE-Folien wird mittels Butyl-Kautschukklebeband hergestellt. Die Verklebung muss auf einem festen Untergrund, z.B. längs der Sparren erfolgen und zusätzlich mechanisch gesichert werden (z.B. Anpresslatte).

 

Typische Leckagen an Durchdringungen

Planung von Durchdringungen

Meist ist es einfacher, Durchdringungen der Luftdichtschicht in der Planungsphase zu vermeiden, als in der Bauphase luftdichte Durchstöße auszuführen. Undichte haustechnische Durchdringungen können z.B. durch eine Installationsebene zwischen gemauerter Außenwand mit Innenputz und vorgesetzter Innenschale weitgehend vermieden werden. Durchdringungen, die nicht vermeidbar sind, müssen so geplant werden, daß ihre luftdichte Ausführung mit vertretbarem Aufwand möglich ist.

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Durchdringung eines Fortluftrohres

Der fehlende Dichtheitsanschluss der Dachdurchdringung des Fortluftrohres stellt einen schwerwiegenden Ausführungsmangel dar. Die Planungs- unterlagen der Hersteller luftdichter Folien und Pappen beschreiben, wie mit Hilfe eines Papp- oder Folienkragens ein luftdichter Anschluss hergestellt werden kann. Anschlüsse an Blechkragen sind einfacher herzustellen als an Folienkragen. An Blechkragen braucht die Folie nur angeklebt zu werden. Wünschenswert wären geeignete fertige Formteile für Wickelfalz- und HT-Rohre. Damit solche Durchdringungen baupraktisch luftdicht ausgeführt werden können, müssen die Rohre mindestens 10 cm Abstand von der Wand haben.

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Durchdringung einer Firstpfette

 Die Pfette durchdringt die PE-Folie, die als Luftdichtschicht auf der warmen Seite der Giebelwand verlegt ist. Ein großer Leckluftstrom ist die Folge. Lecks an konstruktiven Durchdringungen der Luftdichtheitsebene sind sowohl im Leicht- als auch im Massivbau sehr häufig. In beiden Fällen besteht eine mögliche, wenngleich in der Ausführung schwierige Lösung für Pfetten, Deckenbalken u.a. darin, eine stabile, diffusionsoffene und luftdichte Unterdachbahn um den Balkenkopf zu legen und später einzuputzen (Massivbau) bzw. mit der Luftdichtung der Wand zu verkleben (Leichtbau).

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Steckdose in Massivwand

Bei Dichtheitsmessungen werden häufig Leckströme an Steckdosen festgestellt, die in gemauerte verputzte Außenwände eingelassen sind. Hier ist die Luftdichtschicht durch die Unterputzdose unterbrochen, und Leckluft strömt durch das undichte Mauerwerk ein. Sattes Einsetzen der Dose in Gipsbatzen hätte die Luftdichtschicht wieder geschlossen, und ein Leckluftstrom würde nicht auftreten.

Steckdose in Leichtbauwand

Im Leichtbau kommt der Leckluftstrom ebenfalls durch Unterbrechungen der Luftdichtschicht zustande. Den einfachsten Fall stellt eine Verletzung am Einbauort der Steckdose dar. Solche Verletzungen sind meist auch für den Leckluftstrom bei Downlights maßgebend. Wenn die Innenschale jedoch auf Konterlatten montiert ist, strömt Luft aus Leckagen der Luftdichtschicht in den Spalt zwischen Dichtschicht und Innenschale ein. Sie gelangt dann weiter zu den Steckdosen und tritt schließlich in den Raum aus. Die Stelle des Lufteintritts in den Raum kann weit entfernt sein von Leckagen in der Dichtungsschicht. Dichtigkeitsprobleme lassen sich im Leichtbau dadurch vermeiden, dass eine hinreichend tiefe Installationsebene zwischen Luftdichtung und raumseitiger Verkleidung angelegt wird. Durchdringungen der Luftdichtungsebene sind dann nur noch für den Hausanschluss, die Außenbeleuchtung u.a. notwendig. Für Downlights sollten Ausführungen mit einer vorbereiteten Anschlussmöglichkeit der Luftdichtschicht des Daches gewählt werden. Dabei ist eine Mindestdicke der Wärmedämmschicht von 6 cm über dem Downlight einzuhalten.

 

Typische Leckagen an Bauelementen

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Ofen mit Raumluft als Verbrennungsluft

Die Rauchrohrklappen von Öfen sind nicht dicht, so dass bei nichtbenutzter Feuerstelle eine Leckage zwischen Gebäudeinnerem und der Außenatmosphäre besteht. Im Winter wirkt auf die warme Raumluft eine thermische Auftriebskraft, die mit der Höhe der Schornsteinmündung zunimmt. Sie führt zu einem Raumluftstrom durch den Kamin ins Freie, der wiederum einen spürbaren Heizwärmeverlust zur Folge hat.Besonders in Häusern mit mechanischer Lüftungsanlage sollten deshalb nur Feuerstellen mit getrennter Verbrennungs- luftzufuhr eingebaut werden. Solche Feuerstellen, z. B. entsprechend ausgelegte Kachelöfen, haben neben der Verminderung erhöhter Heizwärmeverluste einen weiteren Vorteil: Die Verriegelung der Abluftanlage und der Dunstabzugshaube bei Betrieb der Feuerstelle entfällt.

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Kellertür als Dichtungselement

Auch zwischen Keller und Wohnung muss eine Luftdichtung bestehen. Fehlt sie, dann können Luftschadstoffe wie radioaktives Radon und Schimmelsporen in die Raumluft gelangen.Kellertüren müssen auch bei größeren Temperaturdifferenzen zwischen ihren Oberflächen dicht schließen; sie sollten der Klimaklasse II entsprechen. Normale Zimmertüren, dies zeigt die Thermografie, sind als Trenntür zwischen Wohnung und Keller nicht geeignet.

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Anschluss eines Dachfensters

Oft wird vergessen, dass in der Laibung ein luftdichter Anschluss zwischen der Luftdichtung der Dachfläche und dem Blendrahmen des Dachflächenfensters hergestellt werden muss. Wird die Fensterlaibung auf der Baustelle mittels Folienstücken abgedichtet, dann ist insbesondere der Anschluss an den Blendrahmen fehlerträchtig. Vorzuziehen sind deshalb Fenster mit werkseitig angebrachter Luftdichtung zum Anschluss an die Luftdichtung des Daches.

Fenster mit undichter Schließfuge

Die Schließfugen heutiger Fenster sind meist dicht. Gelegentlich auftretende Leckagen werden überwiegend durch falsch eingestellte Beschläge verursacht. Die Thermografie, die bei eingebauter Blowerdoor und Unterdruckbetrieb aufgenommen wurde, zeigt durch die Abkühlung des Blendrahmenbereichs Kaltlufteintritt durch die Schließfuge an. Gleichartige Lecks werden oft bei Schiebefenstern und besonders geformten Fenstern wie Dreiecksfenstern angetroffen.

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Fenster mit undichter Einbaufuge

Die Einbaufugen von Fenstern und Türen sind häufig undicht. Bei Balkontüren betrifft dies insbesondere den rechten und linken unteren Eckbereich. Dort strömt beim Drucktest mit Unterdruck Luft durch die Ausschäumung zwischen Blendrahmen und Rohfußboden einerseits sowie Blendrahmen und Innenputz andererseits ein. Ein gleichartiger Fehler bei Fenstern ist die Unterbrechung der Luftdichtungsschicht im Bereich der Fensterbänke. Im Massivbau strömt Luft aus der Lochung der Steine unter die Fensterbank und von dort aus in den Raum.

Stoß von Boden und gemauerter Wand

In der Thermografie ist unter dem Heizkörper der Eintritt kalter Leckluft im Stoßbereich von Wand und Boden zu erkennen. Dort ist der Innenputz im Bereich des Estrichs und der Trittschalldämmung unterbrochen. Leckluft tritt durch undichte Mörtelfugen in den Raum ein. Der Leckluftstrom ist nur zu vermeiden, indem der Innenputz bis zum Rohfußboden aufgebracht wird.